Johann-Friedrich von der Borch
Gut Holzhausen
Bio und dynamisch: Wirtschaften auf dem Land im Einklang mit der Natur
Seit seiner Geburt im Jahr 1962 stand fest: Johann-Friedrich Freiherr von der Borch wird einmal das Gut Holzhausen leiten, auf dem seine Familie seit 1483 ansässig ist. Nach dem Abitur zog es den jungen Mann, der zu einem der ältesten westfälischen Adelsgeschlechter gehört, zunächst in die weite Welt. Er absolvierte eine landwirtschaftliche Lehre, dann das Studium der Volkswirtschaftslehre in den USA, ließ sich als Journalist ausbilden und arbeitete zwei Jahre lang bei der Berliner Zeitung. Auch die andere Seite der Weltkugel hat er sich angesehen: Er verbrachte ein Jahr in Indien, ein weiteres Jahr in Peking.
Gut Holzhausen
Gut Holzhausen ist ein land- und forstwirtschaftlicher Betrieb in der Gemeinde Nieheim. Seit über 50 Jahren wird auf dem Gut Holzhausen Landwirtschaft nach den Richtlinien des Demeter-Verbandes betrieben. Neben der Produktion guter und sauberer Lebensmittel ist es das Ziel, sowohl in der Landwirtschaft als auch im Waldbau die Natur zu erhalten. Deshalb pflanzen wir Hecken und legen ökologische Ausgleichsflächen an. Produziert werden Druschfrüchte und Rindfleisch in ökologischer Qualität sowie ein breites Holzsortiment. Verkauft wird an Kunden in der gesamten Bundesrepublik, Holzprodukte werden bis nach China und Indien geliefert. Ein neues Standbein ist die Produktion von Energie. Darüber hinaus öffnet sich der Betrieb auch Veranstaltungen. Ein Caterer betreibt den Kornboden auf der Gutsanlage.
Gut Holzhausen
33039 Nieheim
Telefon: 05274 98910
www.gut-holzhausen.de
www.kulturgut-holzhausen.de
1995 folgte er dem Ruf der Familie und übernahm die Betriebsleitung von Gut Holzhausen, das sein Vater Adrian Freiherr von der Borch bereits 1956 nach den Richtlinien der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise bewirtschaftete. Heute wirtschaften bio-dynamische Betriebe nach den Regeln des Demeter-Verbandes. Zentraler Punkt der nachhaltigen Landbewirtschaftung ist die Erkenntnis, dass der landwirtschaftliche Betrieb kein Gewerbebetrieb, sondern ein lebendiger Organismus ist, zu dem auch immer Vieh gehört. „Wir wissen schon lange, dass man Landwirtschaft ökologisch verträglich und wirtschaftlich einträglich leben kann. Dass es auch anders geht als in Massenbetrieben, beweisen wir täglich“, so Freiherr von der Borch. Hier werden Getreidearten wie Weizen, Roggen, Hafer und Dinkel angebaut. Den natürlichen Kreislauf und die Fruchtfolgen einzuhalten ist dabei vorrangiges Ziel. Nur so entsteht humus- und stickstoffreicher Boden. Dies weiß sogar das heimische Wild zu schätzen: „Wir haben schon häufig beobachtet, dass die Wildtiere zu uns auf die Felder kommen, um zu äsen. Den Tieren scheint ‚bio‘ also besser zu schmecken.“
Insgesamt sieben Mitarbeiter kümmern sich um die 100 Rinder und Kühe, die 450 Hektar landwirtschaftliche Flächen und den 800 Hektar großen Wald. „Wir sind hier ein wirklich gut funktionierendes Team. Alle passen gut zueinander und unterstützen die Philosophie des nachhaltigen Handelns“, erklärt von der Borch. Und den ökologischen Aspekt setzen die Holzhausener nicht nur mit dem Anbau der Feldfrüchte und mit der Zucht der Rinder um. Sie pflanzen Hecken, hängen Nistkästen im Wald auf, und sie führen Ausgleichsmaßnahmen durch, die zur ökologischen Aufwertung der Region beitragen.
Vom Kuhstall zu Kunst und Kultur
Sich aber nur um die Tiere, den Getreideanbau und den Wald zu kümmern ist für den umtriebigen und vielseitig interessierten Unternehmer und Naturliebhaber zu wenig. So rief von der Borch bereits vor einigen Jahren einen Kunstpfad ins Leben, der sich – mit zum Teil riesigen Kunstwerken – durch die Felder und den Wald zieht. Bei geführten Spaziergängen lenkt Oberförster Gläser die Blicke auf die Kunst der Outdoor-Ausstellung (www.kulturgut-holzhausen.de). Im Sommer findet seit einigen Jahren das international anerkannte Stimmenfestival VOICES statt, und feiern kann man jederzeit auf dem eigens dafür ausgebauten Kornspeicher des Gutshofes. „Gutshöfe waren schon immer ein Mikrokosmos für Kultur“, berichtet Johann-Friedrich von der Borch. Und so lädt auch die Familie von der Borch immer wieder Künstler ein, die dann einige Zeit das Leben auf dem Land genießen. „Wir wollen hier ein Zeichen setzen. Denn Kunst und Landwirtschaft lassen sich gut miteinander verbinden. Denn schließlich geht es im Leben nie nur um die Arbeit.“
Gut Holzhausen ist ein Ort, an dem Interessierte sehen können, wie Landwirtschaft funktioniert. „Wir präsentieren gerne, was wir hier machen, und geben einen Einblick in unsere Arbeit. Zeigen, wie etwas wächst, die Scheu vor den Tieren nehmen, mit Dreck in Berührung kommen, all das gehört zum Landleben dazu. Insbesondere Kinder kennen dies kaum noch. Unser Ziel ist es, dass Menschen sich viel mehr des Themas Landwirtschaft und Umwelt annehmen und dies zu ihrem persönlichen Thema machen“, erzählt der zweifache Familienvater.
„Hier kann man gut leben, ohne hinter dem Mond zu sein“
Was von der Borch am Leben im Kreis Höxter besonders gut gefällt, ist, dass die Region hier nicht zersiedelt ist. Es gibt intakte Ortschaften, und natürlich kennt auch in dem circa 375 Einwohner zählenden Holzhausen jeder jeden. Hier wird Gemeinschaft noch viel intensiver und persönlicher gelebt als in den Ballungsgebieten der Republik. „Wenn ich es mal nicht schaffe, meine Bestellungen aus der Apotheke abzuholen, dann bringt der Apotheker mir diese auf seinem Weg in den Feierabend kurz vorbei.“ Ganz unkompliziert also.
Für Johann-Friedrich von der Borch ist der Kreis Höxter eine grüne Insel, auf der man sehr gut leben kann, ohne hinter dem Mond zu sein. „Man kann von hier aus gut in die Welt reisen, um dann zu sehen, wie gut wir hier leben.“ Er schätzt es, dass es in seiner Heimat nach wie vor keine verbauten Horizonte gibt und dass Staumeldungen hier eine Seltenheit sind. Die zentrale Lage innerhalb Deutschlands macht den Kreis Höxter zu einer perfekten Ausgangslage für seine Reisen. Wenn er mal rausmuss, dann fährt er in seine Lieblingsstadt Berlin. Die ist wegen der guten Autobahnanbindung in knapp 3½ Stunden zu erreichen. 2011 musste es dann noch eine längere Reise sein: Er setzte sich mit seinem Onkel und einem Freund ins Auto und fuhr von Holzhausen in den Himalaya. Drei Monate hat das Abenteuer gedauert. Am liebsten würde er so eine Reise wiederholen, dann soll es nach China gehen. Einen Termin gibt es noch nicht, denn jetzt steht erst einmal die Umgestaltung des großen Parks an, der rund um das herrschaftliche Gutshaus liegt.