Lorain Böker
Auszubildende im Tischlerhandwerk, Tischlerei Fuhrmann
Ausbildung zur Tischlerin mit Familienanschluss
Dass das Gute manchmal ganz nah liegt, sieht man oft erst aus der Ferne. So erging es auch Lorain Böker aus Fürstenberg (Niedersachsen). Nach dem Abitur zog es die junge Frau nach Aachen. Dort wollte sie sich ihren Berufswunsch erfüllen und Logopädin werden. Nach einem Jahr entschloss sie sich jedoch, die Ausbildung an den Nagel zu hängen. Sie studierte Sozialwissenschaften in Köln. Auch hier bemerkte Lorain Böker, dass ein Leben in der Großstadt und das Studium mit 44 000 anderen Studenten alles andere als persönlich sind. „Hier ist man wirklich nur eine Matrikelnummer und muss sich hart durchkämpfen.“ Nur zwei Semester hat es sie an der Universität Köln gehalten, denn das Studium entsprach nicht dem, was sie sich als Beruf vorstellen könnte. Die Hektik der großen Stadt behagte der gebürtigen Fürstenbergerin auch nicht.
„Ich musste erst einmal für längere Zeit Großstadtluft schnuppern, bis mir klar war: Ich bin kein Stadtmensch.“
Also musste sowohl für den Beruf als auch für den Ort des Wohnens eine Alternative her. Lorain Böker interessierte sich schon immer für die Restaurierung alter Möbel. „Holz ist ein Werkstoff, der mir entspricht“, so die 24-jährige Auszubildende. Obwohl niemand aus ihrer Familie einen handwerklichen Beruf hat, kam sie auf die Idee, Tischlerin zu werden.
X-Faktoren
Lorain Böker genießt die familiäre Atmosphäre in der Tischlerei. Gemeinsam mit Josef Fuhrmann und seiner Frau Heidi sowie den Kollegen aus der Werkstatt wird täglich in der privaten Küche gefrühstückt. Hier tauscht man sich über Neuigkeiten aus und quatscht auch über private Dinge. Dass sich hier alle duzen, scheint selbstverständlich zu sein. Das filigrane Arbeiten, das im Möbelbau gefordert ist, liegt Lorain Böker gut. Es sieht so aus, als hätte sie auf der Suche nach dem perfekten Berufes jetzt endlich gefunden, was ihren Neigungen entspricht, sich mit der Natur und somit natürlichen Werkstoffen zu beschäftigen.
Tischlerei Fuhrmann
Löwendorf 21
37696 Marienmünster
www.fuhrmann.tischler.de
Und nur 20 Autominuten von ihrem Elternhaus entfernt, erhält Lorain Böker jetzt eine Ausbildung, die persönlicher und fachlicher nicht sein könnte.Das Unternehmen habe sie sofort angesprochen, und darum habe sie alles auf eine Karte gesetzt und sich nur hier beworben. Die Tischlerei im 260-Seelen-Ort Löwendorf im Kreis Höxter feierte 2014 das 25-jährige Jubiläum. Seine Kenntnisse an junge Menschen weiterzugeben ist für Josef Fuhrmann, der im ersten Beruf Orgelbauer war, eine Herzensangelegenheit. 15 Auszubildende zum Tischler haben hier bereits eine fundierte Ausbildung erhalten. Sieben davon wurden für ihr Gesellenstück von der Tischlerinnung im Kreis Höxter prämiert, drei davon erhielten sogar den ersten Preis.
Die Tischlerei, die 1998 mit dem Landesumweltpreis ausgezeichnet wurde, hat konsequent ein ökologisches Konzept umgesetzt, das bis heute den roten Faden des Unternehmens bildet. Hochwertige Materialien und eine lange Lebensdauer zeichnen die Möbel, die hier gefertigt werden, aus. „Der ökologische Ansatz in der Tischlerwerkstatt gefällt mir besonders gut. Ich bin so erzogen worden und möchte mein Leben auch so umweltfreundlich wie möglich eben“, erzählt Lorain Böker. Bei Tischler Fuhrmann wird nur natürlich und nicht synthetisch gearbeitet. „Unsere Möbel passen besser zu den Menschen, das macht sich schon beim Raumklima bemerkbar“, ist Josef Fuhrmann überzeugt.