
Ein Zuhause voller Geschichten
Holzböden sind die Expertise von Marco Schwalm
Wenn junge Familien in Omas altes Häuschen ziehen, beginnt oft ein Abenteuer: Die Sanierung eines Hauses, das viele Jahrzehnte Geschichten gesammelt hat. Hier treffen Nostalgie und Zukunftsplanung aufeinander – und immer mehr Familien entscheiden sich für nachhaltige und individuelle Lösungen, um ihrem neuen Zuhause Charakter zu verleihen. Einer, der genau weiß, wie man Geschichte bewahrt und gleichzeitig modernen Komfort schafft, ist Marco Schwalm, ein Holzfachmann aus Blankenau im Kreis Höxter.
„Gibt es etwas Schöneres, als ein Stück Individualität um sich zu haben?“ fragt Marco Schwalm, während er uns eine geölte Holzoberfläche zeigt. Der Tischler weiß, dass Holz mehr ist als nur ein Material: Es ist Zeitzeuge, Geschichtenerzähler und langlebiger Begleiter. Diese Philosophie bringt er auch in seine Arbeit mit historischen Holzböden ein – ein Handwerk, das Geduld, Können und ein tiefes Gespür für die Eigenheiten jedes Raumes verlangt. Für Schwalm, Inhaber von „Altes Handwerk“, steht genau diese Wertschätzung für natürliche Materialien und deren Geschichte im Zentrum seiner Arbeit. Seine Werkstatt liegt im Weserdorf Blankenau, in einem umgebauten Stall. Seine handwerkliche Expertise macht ihn zu einem gefragten Partner auf anspruchsvollen Baustellen in ganz Deutschland. Doch seine Botschaft geht über das Handwerk hinaus: „Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft – das gilt leider auch für Böden und Möbel. Dabei ist ein Massivholzboden nicht nur schöner, sondern auch deutlich nachhaltiger und vielseitiger als kurzlebige Alternativen.“
Wenn Böden Geschichten erzählen
Schwalm ist überzeugt: Alte Holzböden verdienen eine zweite Chance. Häufig trifft er auf Böden, die unter mehreren Schichten von Linoleum, Teppich oder Laminat seit Jahrzehnten verborgen sind. Besonders verbreitet in den Häusern der Nachkriegszeit sind Fichten-Rauspundböden, die oft mit der charakteristischen rotbraunen „Ochsenblut“-Farbe behandelt wurden. Diese Böden können, auch wenn sie auf den ersten Blick stark beansprucht wirken, abgeschliffen, ausgebessert und individuell veredelt werden – so robust sind sie. In späteren Jahrzehnten kamen hochwertigere Stabparkette aus Eiche, Ahorn oder Esche in Mode, die oft fest mit dem Untergrund verklebt wurden. Auch diese können gut restauriert werden. „Einem alten Boden darf man seine Geschichte ruhig ansehen“, sagt Schwalm. Dennoch lassen sich typische Zeit- und Gebrauchsspuren wie Lacke, das Schüsseln (das Hochziehen der Ränder bei Dielen) oder Fehlstellen, die durch spätere Installationen in den Boden eingefügt wurden, professionell aufarbeiten. Oft sogar farblich so angepasst, dass sie im Anschluss nicht mehr auffallen. Für ihn ist es eine wahre Freude, den alten Boden nach der Sanierung in neuem Glanz erstrahlen zu sehen. „Es ist wie ein kleines Wunder, wenn man die alten Schichten abträgt und der Boden wieder zum Leben erwacht“, sagt er. „Und die Menschen merken sofort, wie der Raum durch das Holz eine ganz andere Atmosphäre bekommt. Der Boden wird nicht nur wieder funktional, er wird zu einem Teil der Geschichte des Hauses.“
Den alten Apfelbaum, an dem seine Schaukel hing, hat ein Sturm zu Boden geworfen. Heute streicht er mit der Hand über die Massivholztischplatte aus eben diesem Baum in seinem neuen alten Zuhause im Kreis Höxter. Die Holzmaserung erzählt von Jahrzehnten in Wind und Wetter, vom Klettern kleiner Füße … und vom Handwerk, das Erinnerungen bewahrt.
Nachhaltigkeit und Regionalität
Der Holzfachmann aus Blankenau wünscht sich, dass die Wertschätzung für das alte Handwerk wieder wächst. Denn wer in die Erhaltung von Materialien und Bausubstanz investiert, erhält nicht nur den Charme eines Hauses, sondern schont auch Ressourcen. Es gibt Dinge, die werden mit der Zeit nur wertvoller. „Ein Massivholzboden reift mit den Nutzern – und darüber hinaus. Mehr Nachhaltigkeit als über Generationen einen Holzboden zu pflegen, geht nicht“, betont Schwalm. Für ihn steht nicht nur der handwerkliche Anspruch im Fokus, sondern auch die Herkunft des Materials. „Das Eichenholz in meiner Werkstatt stammt vom Wildberg zwischen Blankenau und Amelunxen, das Kirschholz aus einem Garten hier im Ort.“ Aus diesen regionalen Ressourcen fertigt er nicht nur Böden, sondern auch Möbel und Treppen, die perfekt zu den Gebäuden und den Geschichten der Region passen.
Ein Netzwerk für schonende Sanierung
Omas altes Häuschen hat oft mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick sieht. Doch bei der Sanierung gilt: weniger ist mehr. „Es geht darum, die Substanz des Hauses zu erhalten und den ursprünglichen Charme zu bewahren“, sagt Schwalm. Deshalb arbeitet er häufig mit einem Netzwerk von Handwerkern zusammen, die sich auf die Besonderheiten alter Gebäude spezialisiert haben. So entstehen Konzepte, die die Geschichte des Hauses respektieren und gleichzeitig modernen Wohnkomfort schaffen.
Und manchmal entsteht aus einem alten Baum ein neues Möbelstück oder ein lange verborgener Boden wird zum Highlight des Raumes. „Das ist das Schöne an meiner Arbeit“, sagt Schwalm. „Wir schaffen nicht nur Wohnraum, sondern bewahren Erinnerungen und Geschichten für kommende Generationen.“