RÜCKKEHRER

Kai Greupner & Sarah Hakenberg
Ein Leben voller Zufälle und richtiger Entscheidungen

Ein Text von Jana Tölle aus dem Kreisjahrbuch 2022, Herausgeber der Landrat des Kreises Höxter

 

Kai Greupner kehrt von Köln in den Kreis Höxter zurück

 „Ich wollte mal was anderes sehen“, sagt der heute 37-jährige Kai Greupner über seine Entscheidung, dem Kreis Höxter mit 20 Jahren zum ersten Mal den Rücken zu kehren. In Hembsen aufgewachsen, am Petrus-Legge-Gymnasium das Abitur gemacht, folgte der Zivildienst bei einer Werkstatt der Lebenshilfe in Brakel und dann der Auszug aus dem Elternhaus.

 

Zuerst absolvierte Kai Greupner ein sechsmonatiges Praktikum in einem Herner Tonstudio für Hörproduktionen und wusste, sein beruflicher Werdegang sollte in die kulturelle Richtung gehen. Er entschied sich also, anschließend nach Paderborn zu ziehen, um dort Kulturwissenschaften zu studieren. Zu dieser Zeit war die Heimat

noch in greifbarer Nähe, weshalb der gebürtige Hembsener an den Wochenenden immer wieder für die Spiele seines Fußballvereins zurückkehrte.

Bereits im Studium folgten die ersten Berührungen mit Kabarett und Konzerten, aber Greupner wusste noch nicht, dass ihn dieses Thema zu einem späteren Zeitpunkt noch viel intensiver begleiten würde. Durch das Studium kam er an ein Praktikum beim Kulturbüro-OWL in Paderborn, bei dem die Künstlerbetreuung und das Organisieren von Veranstaltungen zu seinen Aufgaben gehörten. „Diese Zeit war eine der wichtigsten Erfahrungen in meinem Leben, die mir auch für die Zukunft viele Wege geebnet hat“, sagte Greupner, der dem Kulturbüro auch nach seinem Praktikum noch in Form eines Nebenjobs treu blieb.

 

Als er im Jahr 2008 sein Studium mit dem Bachelor abschloss, entschied Kai Greupner sich dazu, Paderborn zu verlassen und nach Köln zu gehen. „Diese Wahl war eher Zufall und hatte sich über meine damalige Freundin ergeben.“ Er arbeitete zunächst in einem Kölner Buchverlag und in einer Künstleragentur, merkte aber schnell, dass beides nicht sein Herz erfüllte. Der damals 24-Jährige wurde nachdenklich und wusste erstmals nicht, wohin ihn der Weg führen sollte. Der Schlüssel zum Glück sollte dann unwissentlich der Musiker Olli Schulz sein. Greupner kaufte Tickets für einen seiner Auftritte im „Gloria“ in Köln, als er auf der Website des Theaters die Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann ausgeschrieben sah. Obwohl er bereits studiert hatte und fest im Berufsleben stand, bewarb Greupner sich auf diese Stelle und so kam es, dass er das Olli Schulz-Konzert nicht als Liebhaber der Musik besuchte, sondern dort einen erfolgreichen Probearbeitstag absolvierte. Anschließend trat er, ein Jahr nach seinem Studium, die Ausbildung im Gloria an. „Mit 25 Jahren noch einmal die Schulbank zu drücken, war nicht leicht, aber rückblickend das Beste, was ich machen konnte.“

Sowohl die Ausbildung als auch die Festanstellung danach waren sehr zeitintensiv. Häufig galt es, mehrere Veranstaltungen an einem Tag zu organisieren und auch abends oder nachts als Ansprechpartner vor Ort zu sein. „Ich habe viele Stunden meines Lebens im Kölner Gloria verbracht, aber habe diese Zeit dennoch nie bereut.“

 

Im Jahr 2011 gehörte auch die Show „nightwash“ im Rahmen des Köln Comedy Festivals zu den Veranstaltungen, die durch Kai Greupner betreut wurden. Unter den auftretenden Künstlern befand sich die Kabarettistin Sarah Hakenberg, auf die er an diesem Abend erstmals traf und die später seine Partnerin werden sollte. „Ich war die einzige Künstlerin bei der Show, alle anderen waren Männer, er musste mich also nehmen“, blickt sie mit einem Augenzwinkern auf ihre gemeinsame Geschichte zurück. Bereits am Abend der „nightwash“-Show verstanden sich die beiden gut, doch Hakenberg war eine tourende Künstlerin, weshalb sich der Kontakt erstmal nur über Facebook halten ließ. Sie trafen sich jedoch jedes Mal, wenn die damals 33-jährige beruflich in Köln war. „Zum Glück war ich dort sehr häufig“, sagt sie heute mit einem Lächeln im Gesicht. Im Jahr 2013 wurden sie schließlich ein Paar und entschieden, fortan gemeinsam in Köln zu leben.

 

Kurz darauf erhielt Kai Greupner im Jahr 2014 einen überraschenden Anruf aus Paderborn. Am Telefon meldete sich das Kulturbüro-OWL und bot ihm eine Stelle in der Agentur an, in der er bereits während des Studiums gerne gearbeitete hatte. Für Kai Greupner, der jetzt sein Leben gemeinsam mit seiner Partnerin plante und mittlerweile über Kinder nachdachte, traf das einen wunden Punkt. Sein Job im Gloria-Theater war verbunden mit unregelmäßigen Arbeitszeiten bis spät in die Nacht und mit einem Familienleben kaum vereinbar. „Mein Herz hing immer noch sehr daran, aber auch die Arbeit in der Agentur in Paderborn reizte mich.“ Da Sarah Hakenberg beruflich durch ganz Deutschland tourte, war der Wohnort für sie nicht so ausschlaggebend.

Dennoch war ihr wichtig, von dort gut zu ihren Auftritten fahren zu können. „Also habe ich mich mit einer Landkarte hingesetzt und nach möglichen Orten Ausschau gehalten“, sagt sie. Dabei stach ihr Warburg direkt ins Auge. Die Nähe zur Autobahn und zum Kasseler Bahnhof erschienen ihr optimal. „Zudem klang Warburg so freundlich! Ohne den Ort zu kennen, war er mir direkt sympathisch.“ Kai Greupner war zwar im Kreis Höxter aufgewachsen, hatte aber dennoch keine Vorstellung davon, wie es ist, in Warburg zu leben. Deshalb sahen sich die beiden die Stadt bei einem Tagesausflug erst einmal näher an. „Ich war direkt begeistert. Warburg ist so hübsch und hat alles, was man zum Leben braucht“, erinnert sich Hakenberg an ihren gemeinsamen ersten Bummel durch die Hansestadt.

Der Entschluss stand fest: Kai Greupner kündigte zum Ende des Jahres 2014 seinen Job in Köln – sehr zur Überraschung seiner Kolleginnen und Kollegen. „Niemand hatte damit gerechnet, dass ich von der Großstadt aufs Land ziehen würde. Das alles war für uns selbst ja noch ein großes Experiment.“ Am Tag nach dem letzten Konzert in Köln, passenderweise mit der Kölschen Band „Kasalla“, startete direkt der Umzug. Vor allem für die Kabarettistin war die Umstellung von der Großstadt zum Kreis Höxter groß: „Ich musste mich an die fehlenden Menschenmassen gewöhnen, die zum Leben in der Großstadt dazu gehören. Plötzlich war ich beim Joggen alleine unterwegs – und habe es geliebt.“

Nach dem Umzug trat Greupner seine neue Stelle in Paderborn an und arbeitete fast zwei Jahre lang in der Agentur, bis er zum ersten Mal Vater wurde. Da seine Partnerin Sarah Hakenberg als Künstlerin häufig länger von Zuhause fort war, nahm Greupner den Großteil der Elternzeit. Erste Gedanken machen sich breit, wie es wohl wäre, komplett von Zuhause zu arbeiten, denn mit einer Selbstständigkeit würden sich die Leidenschaft zum Beruf und das Familienleben besser miteinander vereinen lassen. Der Plan verfestigte sich, und Kai Greupner eröffnete im Jahr 2017 seine eigene Veranstaltungsagentur „nurguteleute“ in Warburg. Alles lief gut, bis die Familie durch die Corona-Pandemie im Jahr 2020 sehr getroffen wurde. Sowohl sie als auch er waren schlagartig viel Zuhause, da sämtliche Veranstaltungen ausfallen mussten. Weil ihre beruflichen Aktivitäten auf ein Minimum reduziert wurden, entwickelten Hakenberg und Greupner während des Lockdowns ein neues Projekt. Mit ihrer eigenen Hör-Tour „Lauschangriff“, konnten sie das Warburger Tourismusangebot trotz Pandemie um ein Highlight erweitern.

„Auch wenn die Pandemie ein sehr einschneidendes Ereignis war, haben wir das Beste daraus gemacht“, sind sich beide einig. Die nun freigewordene Zeit nutzten sie aber vor allem auch für viele Familienausflüge, die sonst im Alltag nicht immer möglich waren. „Obwohl ich von hier komme, habe ich den Kreis Höxter noch einmal ganz anders kennengelernt“, berichtet Kai Greupner von der Zeit im Corona-Lockdown. Besonders angetan habe es ihnen die „Natti-Route“, bei der die Schlingnatter „Natti“ den großen und kleinen Besuchern ihr Zuhause an den Hängen von Ottbergen zeigt.

 

Bildunterzeile: Kai Greupner mit seinen beiden Kindern auf einer „Entdeckertour“ im Kulturland Kreis Höxter. Foto: Sarah Hakenberg

 

Sarah Hakenberg und Kai Greupner sind sich einig, in den Kreis Höxter zu ziehen, war für sie die beste Entscheidung.

„Wir denken gern an das verrückte Leben in Köln zurück, aber vermissen tun wir es nicht.“

Nur ein Büdchen, das auch sonntags offen hat, würde den beiden ab und zu noch fehlen.

 

Jana Tölle, Kreis Höxter,

Moltkestraße 12, 37671 Höxter