Spielplätze sind Kommunikationsorte
Interview mit Steffen Strasser, Geschäftsführer PLAYPARC

Mit einem Spielplatzwettbewerb sucht das Standortmarketing Region plus X der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung noch bis zum 31.7. den tollsten öffentlichen Spielplatz im Kreis Höxter. Den tollsten wohlgemerkt, denn Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Anzahl und Zustand der Spielgeräte sind zwar auch nicht unerheblich, aber vielmehr zählt in diesem Wettbewerb Individualität und gemeinschaftliches Engagement im Dorf oder der Nachbarschaft für die Kleinsten.

Warum ein Spielplatz mehr ist als Schaukel und Klettergerüst haben wir den PLAYPARC Geschäftsführer Steffen Strasser gefragt, der gleichzeitig Obmann der CEN/TC 136 (europäische Norm für Spiel + Sport im öffentlichen Raum) und zweiter Vorsitzender des Bundesverband der Spielplatzgeräte und Freizeitanlagen Hersteller e.V. ist.

Ein echter Spielplatzexperte also!

 

Herr Strasser, was ist Ihre schönste persönliche Spielplatzerfahrung?

Die ersten Spielplatzbesuche mit meiner Tochter! Die haben meinen Blick auf das was ich tue nochmal grundlegend verändert. Der professionelle Blick auf Spielplätze ist das Eine, aber die Freude und den Spaß von spielenden Kindern zu beobachten und zu sehen, dass das was man jeden Tag tut etwas verändert: Das ist immer wieder wunderschön.

 

Playparc baut nicht einfach Spielgeräte zusammen. Sie beschäftigen an Ihrem Unternehmenssitz in Bad Driburg-Siebenstern eine eigene Designabteilung und stehen mit unterschiedlichen Forschungseinrichtungen im Austausch. Wie sind die Trends speziell bei den Geräten und bei Spielplätzen im Allgemeinen?

Themen wie Nachhaltigkeit und Inklusion werden auch auf dem Kinderspielplatz wichtiger. Aber auch die Frage, wie wir es schaffen können, zukünftige Kindergenerationen von den Bildschirmen hin zum gemeinsamen Spiel zu locken wird eine elementare Frage sein. Hinzu kommt, dass wir uns wieder hin zu dem herausfordernden Spiel zuwenden. Das mit Themen wie Inklusion in Einklang zu bringen wird eine große Herausforderung.

 

Wann ist ein Spielplatz gut gelungen? Was sollte ein Spielplatz im Hinblick auf die Geräte alles anbieten?

Der öffentliche Spielplatz kann viele Funktionen erfüllen. Neben einem Treffpunkt und Begegnungsort, fördert das Spielen auf Kinderspielplätzen die kognitiven, sozialen und physischen Fähigkeiten der Kinder. Dazu bedarf es eines ausgewogenen Angebotes: Räume für actionreiches Spiel, für Risikospiel, für Rollenspiel aber auch Rückzugsorte und Ruhebereiche. Auch Kommunikationsbereiche sind besonders wichtig. Die Ausstattung sollte all dies ermöglichen. Optimalerweise werden unterschiedliche Altersstufen und unterschiedliche Fähigkeiten angesprochen. Nicht jedes Kind ist wild und ungestüm, sondern vielleicht eher besonnen und ruhig. Die Abwechslung macht einen guten Spielplatz aus und das sich jedes Kind mit seinen Bedürfnissen wiederfindet. Dies wird nicht durch Geräte allein sichergestellt. Die Gesamtgestaltung und Einbettung in die Umgebung sind hier mindestens genauso wichtig.

 

Welche Funktionen erfüllt ein Spielplatz aus Ihrer Sicht darüber hinaus?

Die soziale Funktion eines Kinderspielplatzes wird häufig unterschätzt. In vielen Fällen ist der Kinderspielplatz der einzige öffentliche Ort, an dem alle Gesellschaftsschichten zusammenkommen. Der Kinderspielplatz ist aber auch ein Ort der Kommunikation; nicht nur für Kinder, sondern auch für deren Eltern. Hier erproben Kinder häufig zum ersten Mal in ihrem Leben soziale Interaktion mit fremden Kindern. Kinderspielplätze sind Orte, die auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ausgerichtet sind. Es sind Orte, wo sich Kinder und Jugendliche treffen, sich zwanglos bewegen und mit allen Kindern physisch und sozial interagieren können.

 

Gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land, wie Spielplätze ausgestattet werden?

Das kann man so generell nicht sagen. Aber häufig erfüllen die Kinderspielplätze in Großstädten und in dicht besiedelten Vierteln eine andere Funktion als der Kinderspielplatz in einer dörflichen Umgebung. In der Stadt dient ein Kinderspielplatz auch mal als Gartenersatz. Er hat hier eher die Funktion eines Familientreffortes. Im ländlichen Umfeld bietet der Kinderspielplatz vielmehr auch Spielfunktionen, die im natürlichen Spielumfeld nicht gegeben sind.

 

Haben Sie einen Tipp für die Überplanung oder Weiterentwicklung von Spielplätzen in den Kommunen?

Es ist immer wichtig die Zielgruppe zu bestimmen und die Zielsetzung zu definieren. Dazu kommt aber auch, dass man sich die gesamte Spiel- und Bewegungslandschaft in einem Ort oder Kommune anzusehen. In einem Ort kommt es auf Abwechslung an und darauf, dass man unterschiedliche Herausforderungen anbietet.

 

Warum unterstützt Playparc den Spielplatzwettbewerb im Kreis Höxter?

Als Familienunternehmen aus Bad Driburg ist es uns ein Anliegen unsere Heimat attraktiv für alle Menschen mitzugestalten. Wir wollen, dass auch in Zukunft, sich viele Menschen unserem Landkreis wohlfühlen. Diejenigen die immer hier waren, diejenigen die zu uns gekommen sind und diejenigen die zurückkehren, wenn sie mal woanders lebten.

 

Wie viele Mitarbeiter bauen bei Playparc an den Spielplatzträumen? Welche Berufsbilder beschäftigen Sie?

Aktuell widmen sich 65 Mitarbeiter am Standort Bad Driburg/Siebenstern dem Bau von Kinderspielplatzgeräten, Outdoorfitnessgeräten und Außenmobiliar. Bei uns finden Kaufleute, Holzhandwerker und Metallbauer Beschäftigung.

Mehr zum Unternehmen Playparc: https://www.playparc.de

Mehr zum Spielplatzwettbewerb: https://xregion.de/spielplatzwettbewerb-2024/