Von Bruder Bullen und regenerativer Landwirtschaft
Agrarwende vor der Tür

Wenn wir uns für das Klima und den Schutz unserer Umwelt einsetzen wollen, müssen wir nicht unbedingt bei Regenwald anfangen. Schon direkt vor unserer Tür gibt es viel zu tun und auch schon viele gute Ideen, die wir mit bewussterem Einkauf und vor allem einem besseren Verständnis für die Zusammenhänge in der Landwirtschaft unterstützen können.

Projekte „Bruder Bullen“ & „Bruderhahn“
Wenn in den Ställen der Region Jungtiere geboren werden, war das häufig mit gemischten Gefühlen verbunden. Wir alle kennen das Schicksal, das männliche Küken bislang ereilte. Als Alternative zur Tötung steht die Aufzucht der Tiere und Vermarktung des Hähnchenfleisches. Auch viele Geflügelbetriebe im Kreis Höxter schließen sich daher der Initiative Bruderhahn an. Da aber ein Legehennen-Hahn während der viermal so langen Aufzucht aber viel mehr Futter braucht als ein Masthähnchen, muss er im Laden später deutlich mehr kosten. Teilweise werden diese Mehrkosten über höhere Eierpreise wieder erwirtschaftet.
Auch bei den Rindern auf Milchviehbetrieben waren die männlichen Tiere bislang nicht wirklich erwünscht. Sie werden nach wenigen Wochen von ihrer Mutter getrennt und landen in konventionellen Mastanlagen. Der Bio Hof Jacobi in Körbecke möchte das mit dem Projekt Bruder Bullen ändern und in die mutterkuhgebundene Aufzucht investieren. Natürlich ist auch dabei das Ziel, die Tiere anschließend zu vermarkten. Im Gegensatz zur Mastanlage hatten die Tere aber ein artgerechtes Leben mit Weidegang, gutem Futter und weniger Stress.

www.bruder-bullen.de

 

Gemüse aus regenerativer Landwirtschaft
Unser Boden kann bei richtiger Bewirtschaftung einen großen Beitrag zur Speicherung an CO2 leisten. Mit dieser Form der Regenerativen Landwirtschaft wird die Krümelstruktur und auch die Fähigkeit des Bodens zur Aufnahme und Speicherung von Wasser verbessert. Die gewachsene Struktur des Bodens soll möglichst wenig gestört werden, deshalb werden die Beete gemulcht und nicht tiefgründig umgegraben. Zur Beikrautunterdrückung werden Unterpflanzungen eingesetzt und zur Schädlingseindämmung Pflanzenkombinationen genutzt, die sich gegenseitig stärken. Der Helle Bauer in Höxter-Godelheim hat es sich zur Aufgabe gemacht, unter genau diesem Ansatz frisches Gemüse anzubauen. Die schmackhafte und bunte Ernte wird in Abokisten im Großraum Höxter angeboten und über den Hofladen in Godelheim verkauft.

www.helle-bauer.de

 

Öko-Modellregion Kulturland Kreis Höxter

Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt mit den Öko-Modellregionen die landesweite Nachhaltigkeitsstrategie, mit der bis 2030 mehr als 20 % der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bearbeitet werden sollen. Ein wichtiges Ziel ist dabei eine verstärkte und erweiterte Vernetzung von Verarbeitungs- und Vermarktungspotentialen. Vor alle eine bessere Erschließung regionaler Märkte soll so das Interesse an einer Umstellung landwirtschaftlicher Betriebe auf die ökologische Wirtschaftsweise steigern und die hofnahe Verarbeitung und Direktvermarktung von Öko-Produkten stärken.

Seit Herbst 2021 gehört der Kreis Höxter zu den ersten drei Öko-Modellregionen in NRW. Der Kreis Höxter mit seinen 10 kreisangehörigen Städten, einer Fläche von rd. 1.200 Quadratkilometern und rd. 140.200 Einwohner*innen (Stand: Anfang 2020) zeichnet sich als klassisch ländlicher Raum mit einem hohen Anteil land- sowie forstwirtschaftlicher Flächen aus. Dabei betrug im Jahr 2020 die Durchschnittsgröße der landwirtschaftlichen Betriebsfläche bei den Öko-Betrieben ca. 45,7 ha (zum Vergleich 2016: 43,6 ha). So liegt der Anteil der Betriebe im Kreis, die nach Öko-Richtlinien wirtschaften, mit einem Anteil von 8,1 % heute schon über dem Landesdurchschnitt von ca. 6 % und zeigt sich mit Blick auf die Entwicklung der Betriebsanzahl sowie der Größe der bewirtschafteten Flächen als sehr dynamisch.

Dieser dynamische Prozess soll durch die Öko-Modellregion nun weiter gestärkt werden und die ökologisch erzeugten Produkte aus der Region auch den Weg in die regionale Vermarktung finden. Die Öko-Modellregion „Kulturland Kreis Höxter“ hat sich dabei vielfältige Entwicklungsziele gesetzt, die sich zum Teil durch Netzwerkaktivierung aber auch durch neue strategische Partnerschaften verfolgen und erreichen lassen. Ziele sind vor allem ein intensiver Erzeuger-Verbraucher-Dialog, neue Kooperationsstrukturen im Ökolandbau schaffen, sowie die Pflege und Erhalt der Kulturlandschaft und Biodiversität. Aber auch die Ernährungsbildung und gezielte Aufklärung über ökologische erzeugte Lebensmittel gehören zum Schwerpunkt der nächsten Jahre.

Haben Sie Interesse an der Arbeit der Öko-Modellregion oder Anregungen, dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.

 

Projektmanagerin der Öko-Modellregion

Laura Jäger

KREIS HÖXTER, Der Landrat
Gemeinschaftsbüro Landrat
Moltkestraße 12, 37671 Höxter
Tel.: 05271/9743-22
Fax: 05271/965-89998
E-Mail: l.jaeger@kreis-hoexter.de,