Von Rückschlägen & steinigen Wegen
Upcycling-Fee Manuela Bömelburg

Irgendwie ist es ihr der Umweltschutz schon in die Wiege gelegt worden: Manuela Bömelburg ist in Wehrden (Beverungen) aufgewachsen, nahe zur Weser und nah an der Natur. Früh zog sie mit Freundinnen und Bollerwagen los, um den Wald und die Wegränder von Müll und Unrat zu befreien. Das sie dabei über die Jahre eine alte Deponie mehr oder weniger leergeräumt hat, war ihr zu der Zeit nicht bewusst. Auch der nahe Fluss scheint sie geprägt zu haben. Ihre Ausbildung zur Wasserbauerin absolvierte sie – als eine der ersten wenigen Frauen in diesem Beruf – vor zwanzig Jahren in einem Unternehmen bei Mettmann mit Bestnote. Doch der Arbeitsmarkt war dicht und sie musste sich anderweitig orientieren. Nicht das letzte Mal auf ihrem Weg, der von großen und noch größeren Stolpersteinen begleitet wurde.

Neues wagen und immer wieder aufraffen

Immer wieder etwas Neues anzupacken und sich aufzuraffen ist für Manuela Bömelburg scheinbar vorgesehen. Zurück in der alten Heimat ist sie daher auch die erste Politesse, die durch Beverungen streift. Angst anzuecken oder Diskussionen zu führen hat sie nicht. Weitere Jobs folgen, sie war Callcenter Agentin, engagierte sich bei der Höxteraner Tafel und übernahm die Leitung der Videothek in Höxter. Doch das Schicksal hält noch einige Bewährungsproben parat. Eine Krebs-Diagnose stellt das Leben auf den Kopf. Es folgt eine Operation. Als das überstanden war, begann sie eine Ausbildung zur Bauzeichnerin in Bad Pyrmont. Aber auch hier lässt sie ihre Gesundheit nicht zur Ruhe kommen. Eine wieder aktiv gewordene Borreliose wirft sie aus der Bahn. Trotz aller Beharrlichkeit und der Unterstützung durch den Betrieb muss sie die Ausbildung aufgrund der Krankheit abbrechen. Zu stark sind die Beeinträchtigungen und die Nebenwirkungen der Medikamente. Den Winter 2017 verbringt sie die Nächte damit, im Netz nach alternativen Beschäftigungen zu durchkämen. Eine Aufgabe muss her, sie muss etwas tun, das liegt in ihrem Naturell. Sie stößt auf Juice Plus, ein Franchiseunternehmen für Nahrungsergänzungsmittel, wenig später dann auf den Trainer Marc Galal und das NLP Coaching. Perfekt! Sie ist Feuer und Flamme und hat wieder eine Aufgabe. Im Mai 2018 meldet sie ein Hauptgewerbe an und beginnt die Selbstständigkeit als Coach. Zunächst nur in dem Bereich der nachhaltigen Gesundheit, schnell möchte sie ihren Aufgabenbereich erweitern und beginnt die Ausbildung als NLP-Coach. Deren Module sie über 2 Jahre absolviert, trainiert und nach und nach anwendet, im Januar 2020 ist die vollständige Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und alle Therapiemöglichkeiten können angewendet werden. Ein normales Leben scheint wieder möglich, der nächste Neuanfang, das Leben gestalten.

Corona – und wieder eine Wendung

Ihr Terminkalender füllt sich erfreulich schnell, sie ist als Coach gefragt. Dann schlägt die Corona Pandemie zu. Es hagelt Stornos, schließlich ist kein Auftrag mehr übrig. Und wieder die Gesundheit: Die Symptome deuten auf eine Corona-Erkrankung hin, es ist aber eine heftige Lungenentzündung. Wieder ein knock-out, wieder die Frage, wie es weitergehen soll. Beruflich erstmal übergangsweise, bis ein Coaching nach der Pandemie wieder möglich ist. Däumchen drehen ist nichts für die Steh-auf-Frau Manuela Bömelburg. Als absehbar wird, dass Stoffmasken zum unverzichtbaren Accessoire und Schutzelement in der Pandemie werden, hat sie schon eine Nähmaschine gekauft und ist fleißig. Die Nachfrage ist groß und das Nähen macht ihr Spaß. Aus ihren alten Kontakten zur Tafel kommt sie an alte Kleider, aus denen sie auch andere Produkte produziert. Sie sortiert nach Farben, nach Material und sucht nach weiteren Produktideen. Mit Katzenspielzeug findet sie eine ideale Nische. Ganz nebenbei ist damit eine neue Businessidee geboren, in der das Upcycling eine wesentliche Triebfeder wird. Über einen Ebay Shop verkauft sie ihre Produkte und nimmt Aufträge an. Die Sache wird größer als zunächst gedacht. Langsam wir ihr klar: das ist nichts für den Übergang – die Zeit ist reif für etwas Neues!

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Nur wer etwas ausprobiert weiß, wo Stärken und Schwächen liegen. Und dabei nicht vom Fleck weg auf Perfektion setzen. Von Rückschlägen nicht entmutigen lassen!

 

Crowdfounding – Ein Lager muss her

Mit ihrem neuen Antrieb geht es von nun an schnell – Kleiderspenden sind ihr Rohmaterial, ihre Produkte sind gefragt. Doch die eigenen vier Wände sind schnell zu klein, ein Lager muss her. Die Suche im näheren Umfeld und auf dem privaten Markt bringen aber nicht den gewünschten Erfolg. Ein Immobilienangebot, für deren Finanzierung sie sogar eine Startnext Kampagne lanciert, platzt kurz vor Unterschrift des Mietvertrages. Sie wendet sich an die Lokalpresse und ans Radio mit der Bitte um Hilfe bei der Suche. Die Resonanz dort ist überwältigend. Unverhofft meldet sich ein Unternehmer aus Borgentreich, der von ihrem Engagement beeindruckt ist und ihr leerstehende Räumlichkeiten anbietet. Und noch mehr: Das im Unternehmen anfallende Restmaterial aus der Möbelpolsterung kann sie ab sofort auch in ihrer Upcycling Arbeit nutzen. Aus Lederabschnitten, Schaum- und Polsterstoffen lassen sich noch ganz wunderbare Produkte wie Tierspielzeug und Haustierzubehör fertigen. Eine ideale Resteverwertung für den einen und ein unerschöpflicher Materialpool für die andere. Mittlerweile arbeitet sie mit einer zusätzlichen Näherin, mit Hilfe einer Stickmaschine können nun auch individualisierte Produkte hergestellt werden. Der Renner aktuell sind individuelle Schutzhüllen für Impfpässe.

Blick nach vorne – Veränderung treibt an

Wenn sie in die Zukunft schaut, wünscht sich die Unternehmerin ein gesundes Wachstum mit vielfältigen neuen Produkten und sicheren Umsätzen, mehr MitarbeiterInnen und vielleicht auch mal einem Laden in Innenstadtlage. Und eine bessere Unterstützung für gute Ideen, vor allem im Zugang zu Finanzierungen. Aus der aktuellen Zusammenarbeit mit dem Möbelunternehmen sollen zukünftig noch weitere Produkte entstehen, die auch die hochwertigen Holzabschnitte in eine Nutzung einbinden sollen. Eine ideale Zusammenarbeit, die für Manuela Bömelburg aber weit mehr bedeutet: Sie ist glücklich, dass sie hier Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz durch konkretes und sinnvolles Handeln unterstützen kann. Das sich aus ihrem ausgeprägten Umweltdenken mal ein eigenes Geschäft entwickelt, daran hat sie als kleines Mädchen beim Müllsammeln mit ihrem Bollerwagen sicherlich noch nicht gedacht.

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