BOTSCHAFTER

„Ich schätze die tolle Lebensqualität“
Weltenbummlerin Theresa Trautmann ist wieder in der Heimat angekommen

Kajak fahren in Australien, Segeln in Irland oder Schlemmen in Frankreich: Das klingt nach Lebenslust und Abenteuer und vor allen nach dem Ruf aus der großen, weiten Welt. Theresa Trautmann aus Nieheim folgte diesem Ruf nur allzu gern. Das war vor mehr als zehn Jahren. Nach einer spannenden Zeit im Ausland mit vielen aufregenden Eindrücken hat sich die 32-jährige Nieheimerin wieder ganz bewusst auf die Heimat eingelassen. Als neue Leiterin des Amtes für Stadt- und Wirtschaftsförderung in Nieheim möchte Theresa Trautmann nun die Region noch stärker voranbringen, tatkräftig helfen, das Kulturland Kreis Höxter noch attraktiver und bekannter machen. „Die neue Aufgabe ist eine Herausforderung“, weiß Theresa Trautmann.

Kurzerhand nach Down Under

Doch für sie kein Problem, denn mit Herausforderungen kennt sie sich aus. Und das seit ihrer Jugend: Kaum, dass Theresa Trautmann das Abitur in der Tasche hatte, packte die Nieheimerin die Koffer und reiste kurzerhand fast 14.600 Kilometer über den Indischen Ozean nach Down Under. „Für ein behütetes Einzelkind, das auf dem Land groß wurde, schon eine mutige Entscheidung“, meint Theresa Trautmann im Nachhinein. Auslöser für diese Reise waren einst die Olympischen Spiele im Jahr 2000 in Sydney. „Da war ich so beeindruckt und habe gedacht: Da muss ich unbedingt hin“, erinnert sich die Nieheimerin. Außerdem war die junge Frau überzeugt davon, dass „Deutschland mir nicht genügend Möglichkeiten bietet, herauszufinden, was ich mir tatsächlich für meine Zukunft vorstelle.“ Also raus aus der ländlichen Enge und hinein ins große Abenteuer.

Selbstständig im Ausland

Unter dem Motto „Work & Travel“ erkundete Theresa Trautmann ganz individuell und flexibel den unbekannten Kontinent, indem sie während des Reisens mit Hilfe verschiedener Jobs Geld verdiente, um den Aufenthalt zu finanzieren. Sie arbeitete als Au-Pair in einer Gastfamilie, probierte sich als Zimmermädchen und half auch als Kellnerin. „Das war wirklich ungewohnt, als junger Mensch in einem fremden Land so richtig anpacken zu müssen“, erinnert sich Theresa Trautmann. Aber es seien wertvolle und unbezahlbare Erfahrungen, die sie nicht missen möchte. „Ich habe dort mehr Selbstständigkeit erlangt in den gesamten Jahren zuvor.“ Was ihr besonders gefallen hat? Die weltoffene, lockere Herzlichkeit ihres Gastgeberlandes, die unvergleichliche Natur und die exotische Tierwelt haben die Nieheimerin nachhaltig beeindruckt, so dass Australien natürlich nach wie vor Sehnsuchtsland bleibt.

Von Frankreich nach Irland

Doch auch ein Jahr geht schnell zu Ende, und Theresa Trautmann wollte ihre weitere Ausbildung in solidere Bahnen lenken. Sie kehrte nach Deutschland zurück, widmete sich im Studium „International Tourism Studies“ in Wernigerode den Facetten des internationalen Tourismus. Und dort nahm das Reisen wieder einen großen Stellenwert ein: Auslandsemester verbrachte die Nieheimerin in der westfranzösischen Hafenstadt La Rochelle und später dann in Dublin. In der irischen Hauptstadt fand sie einen interessanten Job und somit ein neues Zuhause für die nächsten Jahre. Vor und nach dem Bachelor-Abschluss in Wernigerode arbeitete Theresa Trautmann bei einem großen irischen Reiseveranstalter in leitender Stellung. Dublin begeisterte die junge Frau, denn die Stadt am Meer ist voller Kultur, Kreativität und reizvoller Naturschönheiten. Und sie gilt natürlich als Heimat der irischen Musik- und Pub-Kultur. Die berühmte Aufforderung „Let´s go to the pub“ bedeutet einfach mehr als nur Bier und Whiskey zu trinken, es ist eine Lebenseinstellung und eine tief verwurzelte Tradition. „Live-Musik gehört einfach dazu, überall auf den Straßen ist Musik zu hören.“ Eine Stadt, die gute Laune macht.

Heimat wird wieder attraktiver

Trotz der vielen Eindrücke, die Theresa Trautmann geprägt haben, das Heimatland hat sie nicht vergessen. „Je länger man von Deutschland weg ist, desto mehr lernt man das eigene Land auch schätzen“, weiß die Nieheimerin aus Erfahrung. Vor allem, wenn medizinische Probleme auftauchen, sei man vor große Herausforderungen gestellt. Die Entscheidung, im Jahr 2020 die Abenteuer in fremden Gefilden ein wenig hinter sich zu lassen und wieder zurückzukehren, sei da gefallen.

Von Dublin zum Chiemsee

Schließlich lockte am bayerischen Chiemsee nicht nur die schöne Landschaft, sondern auch eine reizvolle Aufgabe bei einer führenden, internationalen Marke für Lifestyle-Accessoires. Theresa Trautmann hatte als Assistentin der dortigen Geschäftsführung viele Fäden in der Hand. Doch der anschließende Corona-Lockdown machte ihr einen Strich durch weitere Pläne, und durch die angeordnete Kurzarbeit wurde das Leben in Bayern einfach zu teuer.

Neue Wege gehen

Wie sollte es weitergehen? Als echte Zukunftsoption erschien plötzlich die ostwestfälische Heimat. Mit Hilfe der Rückkehr Agentur – „von dem guten digitalen Service war ich sehr positiv überrascht“ – sowie ihrer Eltern fasste Theresa Trautmann schnell wieder Fuß in Nieheim, und alles war vertraut. „Wenn ich heute durch die Straßen gehe, ist es, als wäre ich nie weggewesen.“ Die alten Freunde sind auch die neuen, und die sind begeistert, dass Theresa Trautmann wieder zu Hause ist.

Im neuen Job in der Stadt- und Wirtschaftsförderung ist sie inzwischen angekommen. Die Amtsleitung bedeutet viel Arbeit, verspricht aber viel Potential, etwas zu verändern und neue Wege zu gehen. Zwei Themen sind Theresa Trautmann für die Region besonders wichtig, um weiterzukommen: „Mehr Arbeitsplätze für höher qualifizierte Fachkräfte müssen entstehen, die sind bislang wirklich Mangelware. Und: Es gibt vor Ort ein größeres touristisches Angebot, als tatsächlich vermarktet wird.“ Vor allem für die Aktivurlauber zwischen 40-60 Jahren seien viele Entdeckungen in der Region zu machen. „Im Kreis Höxter können wir mehr erreichen, als wir uns zutrauen, wenn wir tatsächlich den Mut haben, die Dinge auch einmal anders anzugehen“, ist Theresa Trautmann überzeugt.

Sehnsucht nach asiatischer Küche

Was gefällt ihr in der alten-neuen Heimat? „Die Ruhe, der gelassene Lebensstil und die tolle Lebensqualität habe ich nach spannenden Jahren sehr schätzen gelernt.“ Für das richtige Runterkommen in der Natur sorgt auch seit ein paar Monaten die kleine Zwergpudeldame „Elli“, mit der Theresa Trautmann gern durch den Nieheimer Kurpark spaziert. Und was fehlt ihr? „Also, den inneren Drang, viele Dinge in kurzer Zeit zu erleben, habe ich nicht mehr. Allerdings: Ganz spontan thailändische oder vietnamesische Kochkunst genießen zu können, das fehlt mir doch sehr“. Vielleicht wird es da auch irgendwann Abhilfe geben.

Info Rückkehr und Service Agentur des Kreises Höxter: Wertvolle Hilfestellung und Orientierung in der neuen-alten Heimat bietet die Rückkehr und Service Agentur mit ihrem ausgefeilten Informationsportal. Dort können Zuzugswillige bereits aus der Ferne die ersten Schritte einleiten. „Ich habe sofort Rückmeldung und Hilfe erhalten, das kann ich allen, die in die Heimat zurückkommen möchten, nur empfehlen“, schwärmt Theresa Trautmann vom modernen und unkomplizierten Service.

Das Interview führte Martina Schäfer.

Kontakt: Julia Handtke
Tel. 05271 974318
handtke@gfwhoexter.de

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