RÜCKKEHRER

Gabriele von Sternburg und Thomas Schulz
Und plötzlich sagt er: "Es wird immer besser!"

Zurück nach Warburg? Das hatte Thomas Schulz so nicht vorgesehen, als er nach dem Abitur 1989 die Heimatstadt verließ. Bis explodierende Hauspreise in den Großstädten und vor allem der Anstoß seiner Ehefrau Bewegung in die Sache brachten. Seit 2019 leben und arbeiten die beiden im geerbten Elternhaus. Und haben den Schritt zurück „aufs Land“ nicht bereut!

               

Erzählt doch mal …

Thomas: Ich bin hier in Wormeln aufgewachsen, meine Eltern betrieben die Aral-Tankstelle in Warburg. Das war eine gute Schule, denn ich hatte schon als kleiner Junge mit sehr vielen verschieden Menschen Kontakt, das hat mich sicher sehr geprägt. Als dann 1989 mit dem Abi die Schule endlich erledigt war, wollte ich raus in die Welt. So ging es mit Studium und Zivildienst über Marburg, England, Trier und Konstanz ins Rheinland. Nach dem 2. juristischen Staatsexamen in Düsseldorf war ich dann erst Personalchef bei Ikea in Bremen und dann 10 Jahre bei zwei großen Käsereien im Allgäu und lebte in Kempten. Dort haben Gabi und ich uns kennengelernt. Gemeinsam sind wir dann nach Köln gezogen und haben dort unser Unternehmen RAU INTERIM gegründet. Wir sind auf die Vermittlung von selbständigen Interim Managern ausschließlich für die Lebensmittelindustrie spezialisiert, unsere Kunden sind namhafte Lebensmittelhersteller und Vorproduzenten aus ganz Deutschland und unser Job ist es, Projektaufgaben unserer Kundenunternehmen mit Interim Managern aus unserem Netzwerk zu lösen.

Gabriele: Ich bin in ländlicher Gegend in der Nähe von Hannover aufgewachsen und nicht so wirklich ein Stadtkind. Und als wir in Köln lebten, habe ich die weihnachtlichen Familientreffen auf dem Hof von Thomas´ Tante in Warburg-Germete sehr genossen. Mir hat es hier immer schon gefallen, diese hügelige Landschaft und das wirklich „heimelige“ Warburg sind schon etwas ganz Besonderes.

 

Was gab den Anstoß zurückzukehren?

 

Gabriele: Wir haben all die Jahre ja regelmäßig die Mutter von Thomas hier in Wormeln besucht und ich war immer wieder überrascht, wie sehr mir das hier gefallen hat. Sanfte Hügel, Abwechslung in der Landschaft, gute Infrastruktur, ein guter Bioladen. Als die Mutter von Thomas verstarb, haben wir das Elternhaus zunächst vermietet und über die Jahre ist immer mehr der Gedanke gereift, unseren Arbeits- und Lebensmittelpunkt nach Warburg zu verlegen. Ich hatte genug von Köln und sehnte mich nach etwas mehr Ruhe im alltäglichen Leben, zumal unser Job sehr fordernd ist. Der Blick aus dem Garten ins unverbaubare Grüne ist fantastisch, die Eltern von Thomas haben hier ein solides Haus aus den Früchten ihrer Arbeit gebaut und für unsere Arbeit ist der Standort Warburg sogar noch besser als Köln.

 

Thomas:

Ich habe durch Gabi gelernt, mal einen anderen Blick hier auf „die Heimat“ zu werfen und das Potenzial erkannt. Unsere Kunden sind in ganz Deutschland verteilt, die Autobahn ist um die Ecke und mir hat das „ländliche“ Leben im Allgäu sehr gut gefallen. Insofern war es in der Rückschau eigentlich ein total logischer Schritt, „das Erbe“ meiner Eltern anzutreten und selber auch hier unternehmerisch tätig zu sein.

Wie sieht das Leben in der neuen, alten Heimat wirklich aus?

Gabriele:

Wir sind im Juli 2019 eingezogen, der vorige viermonatige Umbau ging super effizient und schnell. Den Sommer haben wir sehr genossen, aber dann kam Covid, Ausfall Sport- und Schützenfest, alles war ziemlich reduziert. Aber durch unsere Hunde ergaben sich sehr nette Kontakte und auch alte Bekannte und Freunde von Thomas rückten wieder näher. Und hier im Dorf (ich bin ja die Zugezogene) sind alle supernett und offen, das habe ich so gar nicht erwartet. Aber wir haben so oft „neu angefangen“, uns ist schon klar, das dauert alles seine Zeit.

Und wichtig finde ich auch zu erwähnen, dass sich die Gegend hier in keinster Weise strukturschwach oder „abgehangen“ anfühlt, gar nicht! Hier ist alles, was man braucht, ich fühle mich wirklich wohl!

Thomas:

Ich bin schon ein bisschen überrascht, dass es sich für mich so klasse anfühlt, denn ich war etwas unsicher. 30 Jahre woanders sind eine lange Zeit! Aber es fühlt sich richtig an. Die Menschen sind geradlinig, das Umfeld stimmt, das Haus ist toll, Warburg bietet alles, was ich brauche. Es ist eine gute Mischung hier. Und es ist von Vorteil, dass mein Job als Dienstleister diese Lösung von „Leben und Arbeiten“ unter einem Dach erlaubt, wäre ich noch Personalchef, wäre es sicher eine andere Situation. 

Was fehlt vom alten Leben?

Thomas: Im Moment nichts. Und wenn doch bin ich in wenigen Stunden da, wo ich sein muss.

Gabriele: Ein Café am Marktplatz in Warburg wäre schön, so als zentraler Platz. Und als Nordlicht fehlt mir hier und da auch mal der lockere Schnack.

Wie holt ihr Euch etwas vom Alten ins neue Leben?

Thomas:

Wir haben oft Freunde aus ganz Deutschland hier zu Besuch und weil wir noch ein Büro / einen Schreibtisch in Köln haben, sind wir noch ab und zu dort und holen uns so die Dosis „Großstadt“.

 

Gabriele:

Genau, wir sind so zentral in Deutschland, da kommen unsere Freunde immer wieder gern vorbei.

 

Größter Stolperstein bei eurer Rückkehr?

Thomas: Gab es für mich tatsächlich nicht.

Gabriele: Dem Umzug ist ja ein längerer Prozess vorangegangen, wir hatten das wohl überlegt. Insofern gab es das auch für mich nicht.

 

Größter Glücksmoment bei eurer Rückkehr?

Gabriele: Dass es sich insgesamt so gut hier anfühlt. An einem einzelnen Moment kann ich dar gar nicht festmachen.

 

Thomas: Nach der Haussanierung und getaner Arbeit im Sommer mit einem Drink auf der Terrasse sitzen und in die Landschaft schauen.

 

Ultimativer Rückkehrer-Tipp?

Thomas:

Versuchen hinter die Fassade des typischen Ostwestfalen zu schauen, also nicht von einer mürrischen Antwort auf ein mürrisches Gemüt schließen. Wir Ostwestfalen meinen das nicht so!!

Gabriele:

Die Dinge nehmen, wie sie sind und sich alles entwickeln lassen. Wie man in den Wald hineinruft……..