RÜCKKEHRER

Katharina Vötter
Heimat ist dort, wo das Herz ist

Katharina Vötter tauscht das Rheinland gegen das Weserbergland

Zurück in die „Provinz“? Einfach so zurückkommen in die alte Heimat?  „Nichts lag mir ferner“, sagt Katharina Vötter und lacht.

Denn damals mit Anfang 20, da wollte die junge Frau hinaus in die Welt, endlich das kleine Beverungen hinter sich lassen. Leben, Party machen, Kunst, Kultur und Freizeit genießen, einfach mehr erfahren, einfach immer mittendrin sein. Genau das hat die heute 41-jährige Veranstaltungskoordinatorin auch alles gemacht, und doch ist sie in die beschauliche Weserstadt zurückgekehrt und inzwischen im Kreis Höxter wirklich wieder angekommen.

„Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von Deinen Plänen“,

sagte einst der Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal. Und das kann Katharina Vötter sicherlich bestätigen. Die Marketing-Expertin, die heute für die Werbegemeinschaft Höxter Veranstaltungen wie Märchensonntag, Huxori, Lichterglanz oder den Höxteraner Weihnachtsmarkt organisiert und sich für mehr als 100 heimische Unternehmen engagiert, hatte nach der Schule ganz andere Pläne.

Köln und Rheinland – ich komme!

Das Abitur in der Tasche, das Marketing-Studium vor Augen, eroberte die junge Frau in den nächsten Jahren schließlich Köln und das dynamische Rheinland. Nach dem Studium winkte der erste Job im Verlag, auch Partner Stefan, ebenfalls aus Beverungen und stets treu mitgereist, fasste bei einem IT-Unternehmen in Aachen Fuß. Um die Pendelei einfacher zu machen, lag der Lebensmittelpunkt des Paares schließlich am Nordrand der Eifel zwischen Aachen und Köln – in der Mittelstadt Düren. Lebensfreude, Kultur und Natur, alles da, alles nah.

„Es war eine schöne Zeit, wir haben es richtig genossen“,

erinnert sich Katharina Vötter an die ersten Berufsjahre. Doch dann passierte etwas, was nicht vorhersehbar war. Zuhause in Beverungen verstarb Katharina Vötters Vater mit Anfang 50. „Das war ein echter Einbruch“, so Katharina Vötter. Die junge Frau fühlte sich für die alleinlebende Mutter verantwortlich und entschied, mehr in ihrer Nähe zu sein, um sich intensiver um sie kümmern zu können. Und so tingelte das Paar zunächst von Düren regelmäßig nach Beverungen. Die Fahrerei allerdings wurde auf Dauer einfach zu aufwendig, kostete zu viel Zeit und zu viel Nerven. „Und so kam der Wunsch auf, wieder näher ans Elternhaus heranzuziehen“, erzählt die heute 41-Jährige.

Noch ein bisschen Großstadt-Feeling mitnehmen. Jedoch, so ganz die Brücken abbrechen wollte das junge Paar auch noch nicht. Besser noch ein wenig Größe spüren und das gewohnte Großstadt-Feeling mitnehmen, so lautete die Devise. Die Entscheidung fiel daher auf die ostwestfälische „Metropole“ Bielefeld. Da haben wir uns schon recht heimisch gefühlt in unserem Häuschen im Stadtbezirk Schildesche“, sagt die Marketing- Expertin, die damals bei einer Werbeagentur in Herford neue Herausforderungen fand. Wieder weitere Entscheidungen mussten schließlich jedoch mit der Familienplanung getroffen werden: 2012 heirateten Katharina und Stefan Vötter, dann kam auch Sohn Edgar auf die Welt, 2016 folgte mit Adrian der zweite. Zunächst übliche Kindergarten-Zeit in Bielefeld und dann stand die Einschulung von Sohn Edgar an. Was machen wir nun? So lautete die große Frage.

„Jetzt oder gar nicht“,

meinte Katharina Vötter und die kleine Familie entschied kurzerhand: „Wir kehren zurück nach Beverungen.“ Glücklicherweise hatte Katharina Vötter immer noch Kontakte in den Kreis Höxter, pflegte alte Freundschaften, hat den Draht zur alten Heimat nie ganz verglühen lassen. Und durch diese Verbindungen fand die Familie schließlich ein für sie passendes Haus aus den 1970er-Jahren. Im Zuge der umfangreichen Sanierung übernahm auch eine Freundin, Eva-Marie Burfeind, Handwerksmeisterin aus der Firma Elektro Potthast, die komplette Bauaufsicht – von Bielefeld aus mit Arbeit und Kindern wäre das für Familie Vötter zu schwierig geworden. Das Haus wurde auf diese Weise mit Hilfe heimischer Handwerker nachhaltig saniert, und seit 2019 lebt die Familie nun glücklich in ihrem neuen Heim.

Glücklich in der neuen alten Heimat

Wirklich glücklich in der alten Heimat? „Ja, auf jeden Fall“, bestätigt Katharina Vötter und strahlt. Zwar habe sie erst Zweifel gehabt, ob ihre Kinder sich tatsächlich auf dem Land eingewöhnen würden. Aber die Sorge sei unbegründet gewesen. Die beiden Jungs seien gleich begeistert gewesen, hätten schnell neue Kontakte geknüpft und fühlten sich pudelwohl. Auch sportlich haben Edgar und Adrian eine neue Fußball-Heimat beim SSV Würgassen gefunden. Und Papa Stefan (47) macht sich dort als engagierter Fußball-Trainer einen guten Namen. „Trotzdem sind wir alle noch eingefleischte Arminia-Bielefeld-Fans“, so die Marketing-Expertin, die mit ihrer Familie nach wie vor ins Stadion fährt.

Ehrenamtliches Engagement

Sie selbst engagierte sich ebenfalls in der Kindertagesstätte des jüngeren Sohnes und in der Schule des älteren. „Immer, wenn kurzerhand Hilfe gebraucht wird, bin ich schon dabei“, winkt Katharina Vötter ihren Einsatz ab. Wichtig sei ihr, das Gemeindeleben in der evangelischen Kirche zu unterstützen. „Ich helfe beispielsweise bei der Vorbereitung des Kindergottesdienstes“, so die 41-Jährige, der es wichtig ist, „etwas zurückzugeben und vor allem auch attraktive Angebote für Familien auf die Beine zu stellen.“
Und das nicht nur im Ehrenamt, sondern auch auf beruflicher Ebene in der Werbegemeinschaft. „Ich mag es sehr gern, in der Region zu arbeiten, meine Erfahrungen einzubringen und etwas verändern zu können.“ Auch, wenn die Geschwindigkeit hier vor Ort eine ganz andere als in der Großstadt ist. Ungeduld hilft da nicht weiter. „Vieles, was in der Stadt geht, kommt hier nicht an“, sagt Katharina Vötter. Denn die Leute seien genügsamer, lebten ihr Leben gemächlicher, gelassener. „Das allerdings schätze ich sehr.“
Als Corona vor wenigen Jahren das öffentliche Leben lahmlegte und die Bürgerinnen und Bürger vor allem in den Großstädten viele Einschränkungen hinnehmen mussten, sei der Familie noch einmal klar geworden, wie entspannt und frei das Leben doch in einer ländlichen Region sei, sagt Katharina Vötter. Ehemann Stefan konnte als Systemadministrator problemlos ins Homeoffice wechseln, und auch Katharina Vötter hat nun die Möglichkeit dazu. Rückblickend sagt die 41-Jährige voller Überzeugung:

„Der Umzug nach Beverungen war das Beste, was wir machen konnten.“

Letzte Familienplanung

Wie es so ist, war die Familienplanung dann doch nicht ganz abgeschlossen, denn bekanntlich hat das letzte Kind ja Fell: Also rockt Labrador „Elvis“ seit einem Jahr noch das Leben der Familie und macht die vier immer wieder aufs Neue mit der vielfältigen Natur der Umgebung bekannt. „Die Heimat ist dort, wo das Herz ist“, meint Katharina Vötter und wird bei dem Gedanken ein wenig emotional. „Und das Herz hat immer gewartet, bis man wiederkommt“, beschreibt sie ihr inneres Gefühl.

Ihr Tipp für junge Leute, die nach der Schule ihren Lebensweg planen:

„Geht hinaus in die Welt, lernt,
macht Eure Erfahrungen und kommt wieder zurück in die Heimatregion, um sie voranzubringen. Es lohnt sich wirklich!“

Text: Martina Schäfer, veröffentlicht im Kreisjahrbuch 2023

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